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The Bastard Operator from Hell   
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Ich soll als Experte in einer Vorlesung "Grundlagen Systemverwaltung" auftreten; so steht es in der Einladung. Also überlasse ich den Kontrollraum den bewährten Händen von Sam, dem Hausmeister, und gehe hinüber.
Die Vorlesung läuft wie am Schnürchen. Gegen Ende verkündet der Dozent, daß die Studenten "nunmehr 10 Minuten Gelegenheit haben, einem Mann der Praxis, einem richtigen Operator" Fragen zu stellen.

Ich hole meinen Block und Stift heraus und sage:
"Bevor wir anfangen, folgender Vorschlag: Könnten Sie bitte Ihren Usernamen nennen, bevor Sie eine Frage stellen. Auf diese Weise kann ich Ihnen gewisse Probleme an konkreten Beispielen erläutern. Das ist einfacher zu verstehen."
Der Dozent schluckt es - mit Senf und Catchup. Beispiele sind per default gut. Sag niemals was gegen Beispiele an einer Uni!
"Ok, erste Frage. Sie da drüben..." "Wie beurteilen Sie den Schutz von persönlichen Daten auf einem Mehrbenutzersystem?" "Wie war Ihr Username?" "CMS1103." kritzelkratzel
"Schutz von persönlichen Daten ... Hmmm. Ein heißes Thema, wirklich. Sie denken zum Beispiel, wenn jemand Ihre private mail liest, worin Sie sich mit Ihrem Therapeuten unterhalten? Zum Beispiel, warum Sie sich vor Ihrer Frau immer im Schrank verstecken?" "AAAAAAAAAAAAA RRRRRRRRRRGGGGGGGHHHHHH!!!!!" "Oh. Das kam wohl nicht so gut an. Oder er mußte dringend weg. War vielleicht kein so gutes Beispiel. Nächste Frage, bitte. Ja, Sie da hinten..." "CMS1136. Ich würde gerne ..." "Ah. 1136, der einzige User an der ganzen Uni, der in alt.sex.buggery.by.sailors.in.mums.clothing aboniert." "Nur für rein wissenschaftliche Zwecke!" "Natürlich! Für einen Wissenschaftler haben Sie eine beträchtliche Posting-Statistik dort, finden Sie nicht?" "NNNNNGGGGGGAAAAAA AAGGGGGGGHHHHHH!!!!" "Der nächste bitte..."

Zwei Minuten später sind wir allein im Hörsaal. Das ist eben das Problem mit den heutigen jungen Leuten: Die wollen nichts mehr lernen...

Ich gehe zurück zu meinem Kontrollraum und Sam ist schon wieder auf der Konsole eingeschlafen. Ich glaube jetzt, er ist DOCH hinter meinem Job her. So ein Einsatz...

Ich nehme mir vor, bei Gelegenheit ein paar notwendige Änderungen in der Gehaltsdatenbank vorzunehmen. Man kann nie vorsichtig genug sein... Kranken- und Unfallversicherung braucht Sam eigentlich nicht.

Ich lege den Hörer auf die Gabel - das erste Mal heute nachmittag - und sofort fängt das Ding an zu rattern. ES REICHT! Um mein Mittagsschläfchen zu retten, leite ich den Anschluß auf 110 um. Das wird ihnen eine Lehre sein!

Uuups, fast vergessen, den Ausredenkalender umzublättern.

"STATISCHE AUFLADUNG WEGEN NYLON-UNTERWÄSCHE"

Naaah, viel zu plausibel - obwohl, ich könnte die Unterwäsche von Fall zu Fall persönlich überprüfen... nee, lieber nicht. Wer weiß, was dabei ans Tageslicht kommt. Ich blättere eins weiter.
"Statische Aufladung durch Plastik-Rechenschieber"
Na, das ist doch mal was! Eine echte Herausforderung! Ich hebe die Telefonumleitung auf und plaziere den Papierkorb unter dem Druckerauswurf - endlich eine technisch fortgeschrittene Lösung!

Während ich noch mein Werk bewundere, läutet es. Das könnte der große Wurf werden!
"Hallo?" "Hallo, ähm, wie kann ich mein File auf Rechtschreibfehler prüfen?" "Ganz einfach. Tippen Sie 'spell' und den Filenamen." "Danke."

Ich bin wieder mal höllisch hilfsbereit heute morgen. Vor allem weil ich weiß, daß meine spezielle Version von 'spell' Fehler erzeugt, statt sie zu beseitigen. Aus 'Freund' wird 'Fruend' und umgekehrt. Ein Augenschmaus! Das Telefon klingelt - er ist's wieder.
"Irgendetwas stimmt nicht mit dem 'spell' Programm." "Wie kommen Sie denn da drauf?" "Weil mein File plötzlich voll mit Fehlern ist!" "Hm, das klingt nicht gerade nach 'spell'. Sind Sie über Ihren PC eingeloggt?" "Ja, aber ich ..." "Bitte, überlassen Sie die technische Diagnose mir! Also, ist da irgendwo ein Rechenschieber auf oder in Ihrem Schreibtisch?" "Ähm [klapper] ja, aber..." "Aha. Haben wir's schon. Sie haben eine statische Aufladung auf Ihrer Festplatte, verursacht von den wechselnden elektrostatischen Feldern, die der Rechenschieber erzeugt - Sie wissen schon: so, wie er kleine Papierfiezel anzieht, wenn sie ihn an Ihrem Pullover reiben..." DUMMY MODE ON
"Oh. Was kann man da machen?" "Sie wissen doch, wie Sie solche lästigen Papierfiezel von Ihrem Rechenschieber weg bekommen? Genau, Sie schlagen damit auf die Tischkante, bis die elektrischen Felder sich im Erdmagnetfeld auflösen. Machen Sie das gleiche mit Ihrem PC. Sagen wir, zwanzig mal - heben Sie ihn etwa dreissig Zentimeter über den Tisch und lassen ihn fallen." "Ah, gut. Bleiben Sie kurz dran?" "Sicher." Das würde ich nicht mal für die Simpsons verpassen! polter polter polter

SCHEPPER

"Äh, hallo? Der Schirm ist plötzlich dunkel geworden..."
"Das ist ganz normal, das macht er immer; soll er sogar. Machen Sie weiter. Und wenn Sie mit dem PC fertig sind, machen Sie sicherheitshalber das Gleiche auch noch mit dem Schirm. Manchmal breitet sich die Aufladung über die Kabel bis in den Schirm aus." polter polter polter

KLIRR

Ich lege auf. Später gehe ich raus in den öffentlichen CIP-Pool und träufle unauffällig Honig in die Schlitze der Floppy Laufwerke, als plötzlich ein Typ auftaucht, der verdammt wie Lee Harvey Oswald aussieht, und mich über den Haufen schießt. Aber der Knall kommt aus dem Maschinenraum, und während ich an einer blutbesudelten IBM Maschine zusammensacke, höre ich den Ex-System-Manager im Hintergrund kichern... dann wird alles dunkel.

Noch später, im Krankenwagen, wird mir klar, daß ich von dem Typen nicht mal die Userkennung habe...

Als der Krankenwagen das Ende des Tunnels erreichte, verschwand die Dunkelheit wieder. Vielleicht war ich doch nicht so schwer verletzt. Vielleicht aber doch! Egal, jemand würde dafür bezahl...
In diesem Moment starb ich. Für einen echten Bastard Operator from Hell sieht die Sache natürlich etwas anders aus: Mehr wie ein unerwarteter Urlaub.

Fünf Sekunden später bekomme ich 15 kV durch die Brustwarzen gejagt. Unverdünnt und ohne Eis! (Echte Sanitäter wissen eben, wie man eine todlangweilige Party belebt!)

DER BASTARD OPERATOR FROM HELL LEBT!

Drei Wochen später bin ich wieder auf den Beinen, hochgepäppelt von süßen Krankenschwestern, die um ihre Pensionsansprüche fürchten. Voller Energie sitze ich hinter meiner Konsole. Alles in allem, gar nicht so schlecht, die Zeit im Hospital; ich könnte Bäume ausreißen! Ich gehe rasch durch die angehäufte Usermail der letzten Wochen (nur damit ich nichts verpasse!), dann lasse ich die Studenten wissen, daß ich wieder auf dem Posten bin. Ein nicht angekündigter Wartungszyklus, mitten in der Hauptübungszeit; ich flippe den Restart-Schalter. Ein wohliges Gefühl breitet sich in mir aus. Sie werden mich dafür lieben! Ich blättere den Ausredenkalender um:

"TREIBHAUSEFFEKT"

JA!!! Willkommen zu Hause!

Es ist Monatsende. In Kürze werden diese ganzen unnötigen automatischen mailing lists das Netz überschwemmen. Ich korrigiere die Systemuhr um 7 Tage nach hinten, um mir die Performance nicht zu versauen und wechsele das neue Druckerband gegen mein Spezialband - drei Jahre alt, mit vielen hübschen Löchern. Ich grabe mich durch den Stapel snail mail, der sich angehäuft hat, und stürze mich als erstes auf das BOFH Journal "kill -9". Ein hübscher Artikel ist dabei, wie man Windows 95 grausam langsam und höllisch langweilig machen kann. Irgendwie schaut der Artikel aus, wie die normale Installationsanleitung für Windows 95 ... naja, wer weiß.

Ich blättere mich durch bis zur BOFH Expertenrubrik und schaue nach, ob irgendwelche Artikel von mir hineingekommen sind. Alle!!! Sogar der über den C++ Compiler, der per Zufall Klassen umbenennt und dies sogar im Sourcecode ändert!

Das Telefon klingelt. (Irgendwie habe ich fast darauf gewartet!)
"Mein Bildschirm ist dunkel!!!" "Netzkabel!" sage ich. "Nein, das hab' ich schon überprüft. Wenn ich einschalte, passiert einfach nichts!" "Netzkabel!" sage ich. "Nein! Das Netzkabel steckt richtig drin. Auch die Leuchtdioden am Keyboard leuchten nicht!" "Das Netzkabel!" sage ich. "Oh, Moment mal. Das Kabel ist nicht richtig eingesteckt!" "Das Netzkabel?" frage ich. "Ja ... Sch....." "Macht ja nix", sage ich, "Funktioniert jetzt alles wieder?" "Ja, ich glaub' schon. Tut mir leid. Sie haben natürlich recht gehabt." "Tja, wir bekommen das häufig in letzter Zeit. Der Grund liegt wahrscheinlich am zunehmenden Treibhauseffekt. Die globale Erwärmung verursacht stark statistisch variierende thermale Kontraktionen, welche wiederum temperaturinduzierte Bewegungen hervorruft, deren Reibungskoeffizienten zu Adhäsion am Plastikteilen führen kann..." Ich lausche aufmerksam. Nichts. Mit anderen Worten, [DUMMY MODE ON]...
"Sie können sich zukünftig davor schützen, wissen Sie..." "Wirklich? Wie denn?" "Es reicht im Prinzip schon, eine schwach basische Minerallösung auf die Metallkontakte aufzubringen." "Oh!"
[IRREVOCABLE DUMMY MODE ON] "Ganz einfach. Alles was Sie machen müssen, ist den Stecker vom Gerät abziehen und eine schwach basische Salzlösung in die Schlitze zu träufeln. Haben Sie eine schwach basische Lösung zur Hand? So etwa pH 7?" "Äh... nein?" "Macht auch nichts. Stecken sie den Stecker einfach in den Mund und lassen Sie Speichel hineinlaufen. Speichel ist schwach basisch, und er hat Mineralsalze. ABER wischen Sie den Stecker vorher sorgfältig sauber, wegen Keimen und so. Und, SCHALTEN SIE UM GOTTES WILLEN VORHER DEN MONITOR AB - wir wollen doch nichts riskieren!" "Oh. Gut!"

FZZZZT POLTER

Als der Hörer auf den Boden knallt, lege ich auf. Speicherplatz ist viel zu gut für die!

Ich komme zur Arbeit, aber ich bin nicht ausgeschlafen. Also klemme ich ein Stück Kupferschiene über die drei Phasen der Hauptversorgung und werfe den Hebel herum. Als die Hauptsicherungen herauspfeifen, wird es dunkel und endlich mal wird es still im Rechnerraum. Es gefällt mir.
Ich schnippe den Hörer von der Gabel und schließe die Vorhänge vor dem Beobachtungsfenster. Jetzt ist es WIRKLICH dunkel hier drin. Würde mich nicht wundern, wenn jemand einen Unfall hätte...
Ich taste mich in der Dunkelheit zum Eingang und entferne ein paar der Bodenplatten, die die tiefen Kabelschächte unter dem Rechnerraum abdecken. Dann rufe ich unsere Service-Firma an und sage, daß der Mini wieder mal die Hauptsicherung geschossen hat. Ich ersetzte die geschossenen Sicherungen durch ein paar Nägel und schließe die Versorgungsleitungen gegen Masse kurz. Auf so was kann man nicht hoffen, man muß es MACHEN!

15 Minuten später erscheint der Techniker und fliegt in den Kabelschacht. Ich schiebe die Bodenplatten zurück an ihren Platz, als der System-Manager - ein neuer, schrecklich gründlicher Typ - hereinkommt und mir sagt, ich solle mich vorsehen. In dieser Dunkelheit könne jemand leicht einen Unfall haben...

Ich nicke und sage ihm, daß wir uns diese Ausfallzeiten eigentlich nicht leisten können und ob ich nicht einfach die Hauptsicherungen wieder einschalten soll, in der Hoffnung, daß nicht Ernsthaftes passiert sei. Nach einiger Meditation über die Negativ-Schlagzeilen, die wir mit jeder verstreichenden Minute anhäufen, macht er die letzte Entscheidung seiner steilen, aber kurzen Karriere: Er sagt, ich soll's versuchen.

Später, nachdem sich der Rauch etwas gelichtet hat, untersuche ich die brutzelnden Reste unseres Minis. Kein sehr schöner Anblick...
"Komisch, daß die Hauptsicherungen geklemmt haben, nicht?" sage ich zum System-Manager, während er seine persönlichen Sachen einsammelt. "Eine Chance von 1 zu einer Million. Zu dumm, daß Sie jemand beobachtet und die ganze Geschichte nach comp.misc geposted hat. Nach all der schlechten Presse können Sie froh sein, wenn Sie einen Job finden, in dem Sie einen Taschenrechner managen dürfen..."
Ich geh' zurück in den Kontrollraum und schalte die restlichen Sicherungen wieder ein. Der Rechnerraum belebt sich wieder. An der Konsole steht: 'D.Usbotmbuhpo!G/Tdif-1-m!2::6' - ein letzter Gruss des verschollenen Technikers aus der Hölle!

Ich logge mich ein und beginne, User-Email zu löschen. Dabei entdecke ich einen interessanten sexuellen Antrag unseres Consultants an ein männliches Mitglied der Wasserball-Mannschaft. Das gibt ein hervorragendes motd ('motiv of the day'); deshalb kopiere ich es dorthin. Dann ändere ich den root Account nach 'Winkler' und das Passwort nach 'ljkadlkajflkj'. Dem großen Häuptling sage ich am Telefon, daß ich einen Einbruch vermute. Bis wir das genauer untersucht haben (ein paar Stunden wird's schon brauchen), bleiben die anderen Accounts gesperrt. Die Leute werden in der Zwischenzeit die motd lesen...
Zumindest einer hat's schon gelesen, denke ich, als wir einen Schuß aus dem Büro des Consultants hören. Inzwischen editiere ich die Online-Hilfe und ändere die Nummer der Hotline - der System Manager wird sich über all die extra Anrufe freuen; besonders in so einer traurigen Zeit....
Ein zweiter Schuß, und mir wird klar, daß er heute wohl keine Anrufe mehr annehmen wird.

Ich blättere den Ausredenkalender um und lege den Hörer auf die Gabel.

"PROBLEME BEI DER STROMVERSORGUNG".

Zu realistisch.

"STATISCHE AUFLADUNGEN".

Immer noch ein wenigzu realistisch für meinen Geschmack, aber ich lasse es gelten. Immerhin soll der Kalender noch bis zum Jahresende reichen.

Das Telefon klingelt, gerade als ich ich 'Top Gun' in der Maschine habe. Ich pausiere das Video und klemm' mir den Hörer unter's Kinn.
"Ich fürchte, ich habe eine schlechte Floppy Disk gekauft." "Tatsächlich?" Bin ich jetzt bei der Stiftung Warentest, oder was? "Naja, ich hab' da diese Disk und sie läßt sich nich' formatieren. Aber alle anderen in der Schachtel gingen. Also muß ich wohl eine schlechte erwischt haben..." "Darf ich fragen, warum Sie deshalb bei MIR anrufen?" "Naja, auf der Schachtel steht was von Garantie; wo kann ich einen Ersatz bekommen?" Ah! Alles klar! "Schaun' wir mal. Sind Sie ganz sicher, daß es an der Disk liegt und nicht irgendwie mit statischer Aufladung zu tun hat?" "Häh?" "Statische Aufladung, Sie wissen schon, statische Elektrizität, die Sie mit ihren Fingern auf das Gerät übertragen." "Aber ich trage ein geerdetes Armband!" Spätestens jetzt weiß ich, wo ich bin: im tiefen Tal der Super-Deppen. Geerdete Armbänder gehören in unseren Kreisen nicht gerade zum Mode-Accessoire...
"Natürlich, aber die Standard-Armbänder, wie Sie eins tragen, haben einen 1 Megaohm Widerstand in Reihe geschaltet; eine ziemlich schlechte Erdung also. Was Sie bauchen, ist eine direkte Erdverbindung. Am besten fassen Sie mit einer Hand an ein Gehäuse, das richtig geerdet ist." "Äh, zum Beispiel unseren Stahl-Labortisch?" "Hervorragend. Jetzt, haben Sie etwas, um die Aufladung abzuleiten? Zum Beispiel eine Büroklammer?" "Moment...ja." "Gut. Dann stecken Sie jetzt mit der ANDEREN Hand die Büroklammer durch die Ventilationsschlitze auf der Rückseite. Berühren Sie einfach kurz das Ende des dicken roten Kabels. Dabei aber NICHT den Tisch loslassen. Sie müssen immer gut geerdet bleiben..." [raschel] [hantier]
"Meinen Sie das Kabel, das zum Netzteil führt?" "Genau, halten Sie da drauf." "...Aber ist das nicht..."

KZZZZZZT POLTER

Und wieder ein Anruf erfolgreich beendet. Ich nehme den Brieföffner und schneide eine weitere Kerbe in das dicke gelbe Ethernetkabel, das dekorativ hinter dem HELPDESK FROM HELL vorbeiführt.

Mein neues Login Skript nimmt allmählich Formen an. Tatsache, es ist fast schon idiotensicher. Zum Beispiel erscheint beim Login folgender Prompt auf dem Bildschirm:

"Yes means No and No means Yes. Delete all files? [Y]"

Ich mach' mir nämlich wirklich Sorgen über die vielen Einbrüche ins System in letzter Zeit...
Dem Systemmanager macht das nichts aus - seltsamerweise. Er jammert immer nur über die hohe Zahl von computerverursachten Todesfällen auf dem Campus. Die Welt wird immer verrückter!
Ich blättere den Ausredenkalender um.

"DOPPLER EFFEKT"

Klingt so idiotisch, daß es schon wieder realistisch wird - w enn man etwas nachhilft, natürlich.

Das Telefon, der Fluch meines Lebens, läutet.
"Hallo, Kontrollraum", sage ich hilfsbereit. "Ist dort die Technik?" fragt jemand. Erstaunlich, wieviel stocktaube User wir haben, und warum sie dann noch telefonieren, statt mir eine email zu schicken. Zum Teufel, es ödet mich schon wieder an...
"Jawohl", lüge ich (Nixon hätte noch von mir lernen können). "Ich hab' ein Problem mit meinen Floppy Laufwerk. Es scheint manchmal nicht zu lesen." "Hmm. Wie alt ist das Laufwerk?" "Etwa ein Jahr..." "Und es geht manchmal nicht, aber manchmal funktioniert's. Und die Ausfälle werden immer häufiger?" "JA, GENAU!" "Aha, ein klarer Fall von magnetischem Dopplereffekt..." "Ich dachte, das gibt es nur mit Licht- und Schallwellen?" [BULLSHIT MODE ON]
"Schon. Aber man hat kürzlich entdeckt, daß sich die magnetische Bindung von Partikeln auf schnell rotierenden Oberflächen ändern kann, vor allem wenn der Kopf relativ dazu feststeht und ganz leicht magnetisiert." "Ah. Oh." "Also müssen Sie dringend den Kopf entmagnetisieren. Haben Sie eine Floppy- Disk-Entmagnetisier-Schleife?" "Äh ... nein?" "Na schön. Dann müssen wir es auf die direkte Methode probieren. Haben Sie die Orginal-Disketten Ihrer Software greifbar?" "Ja." "Ok. Stecken Sie sie in Ihr Laufwerk und formatieren Sie sie." "WAS?!" "Keine Sorge, es passiert nichts - das Laufwerk funktioniert ja nicht, ok? Was passiert, ist folgendes: die unverdorbenen magnetischen Felder auf den Orginal-Disketten überlagern die magnetischen Störungen im Schreib-/Lesekopf, einfach weil diese Disketten mit einem Laufwerk geschrieben wurden, das keinen Dopplereffekt hat." "Ah, verstehe." "Also. Und wenn ein Schreib-Fehler gemeldet wird und das Programm fragt, ob es weitermachen soll, tippen Sie ein 'yes'. Machen Sie das mit allen Orginal-Disketten, die Sie finden können - je mehr, desto besser. Dann lassen Sie eine normale Reinigungsdiskette durchlaufen. Die entfernt dann die freien magnetischen Partikel, die noch auf dem Kopf kleben." "Oh. Ok, vielen Dank." "Keine Ursache - ICH MACH' NUR MEINEN JOB."

Ich lege auf, und sofort läutet es wieder. Es ist der Boss.
"Simon, könnten Sie mal in mein Büro kommen?"

ALARM ROT

So schnell ich kann, drücke ich den Panik-Knopf am LAN-Analyser, genauer gesagt, den 'Generiere-90%-Zufallspakete-Knopf'.
"Aber sicher. Soll ich gleich kommen oder..."

Das andere Telefon läutet. Ich klemme es mir unters Kinn.
"Hallo, Computer Kontrollraum. Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?" "DAS NETZ IST WEG. ALLE UNSERE PCs HÄNGEN!" kreischt die Stimme aus dem einen Telefon ins Mikrophon des anderen. "Aha", sage ich ruhig und souverän. "Ja, ich kann's auf unserem Monitor sehen. Schaut aus wie ein schlechtes Thinwire-Segment -warten Sie, ich versuche, es 'rauszunehmen."
Ich drücke den 'Beförderungsknopf' (AKA 'Stop Traffic Generation') am LAN-Analyser, ... ... und fast sofort schreit der User: "Phantastisch. Es geht alles wieder. Danke." "Keine Ursache. Schönen Tag auch."

Der Boss hat alles mitgehört. Also, schätze ich, wird der Besuch bei ihm nicht allzu schlimm ausfallen. Ich sage ihm, daß ich sofort 'runter komme, sobald ich das Netz wieder stabil habe, und lege auf. Auf dem Weg nach unten erfinde ich ein neues Blendwort - das macht das Management immer glücklich. 'Vollständige Übertragungstrennung'. Klingt viel besser, als 'Stecker-Ziehen'. Wie 'Master-Reset' besser klingt als 'Ausschalten'. Ich komme in sein Büro und der Personal-Chef ist auch da. Ah-oh.
"Simon, hätten Sie Lust, unser System-Manager zu werden?" "?!!! Äh...ich weiß nicht. Eigentlich mach' ich lieber..." "Zehn Tausender extra im Jahr, Porsche als Firmenwagen..." "Roter Carrera Cabrio?" "Ok."

"Gebongt!"

....und so endet die Story, wie sie schon früher hätte enden sollen.

 

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WiW ã 1996-1998 Stefan Wolf - Letzte Bearbeitung: 30. Dezember 1997